Exoskelette

Technologische Helfer für Industrie, Medizin und Alltag 

Die Idee, den menschlichen Körper durch äußere Strukturen zu unterstützen, stammt ursprünglich aus der Science-Fiction. Doch was einst Zukunftsmusik war, ist heute Realität: Exoskelette finden zunehmend Anwendung in Industrie, Gesundheitswesen und sogar im Alltag. Dabei entwickeln sich die Technologien rasant weiter – mit dem Ziel, körperliche Belastungen zu minimieren und die Leistungsfähigkeit zu erhöhen. Doch wie haben sich Exoskelette entwickelt, wo genau werden sie eingesetzt und welche Vorteile bieten sie? 

Von der Vision zur Wirklichkeit: Die Entwicklung der Exoskelette

Die ersten Patente für mechanische Stützsysteme wurden bereits Ende des 19. Jahrhunderts eingereicht. Damals handelte es sich um rein mechanische Konstruktionen. In den 1960er Jahren begannen erste ernsthafte Entwicklungen im militärischen Kontext – beispielsweise das Projekt „Hardiman“ von General Electric, das allerdings nie praxistauglich wurde.
Erst mit modernen Sensoren, leistungsfähigen Akkus, leichten Werkstoffen und feinfühliger Steuerungstechnik begann der echte Durchbruch Anfang der 2000er. Heute sind Exoskelette nicht nur leichter und komfortabler, sondern auch smarter – viele Systeme passen sich dynamisch den Bewegungen des Nutzers an oder bieten gezielte Unterstützung bei bestimmten Tätigkeiten.

Einsatzbereiche von Exoskeletten

Exoskelette finden in verschiedenen Bereichen Anwendung:

  • Industrie und Handwerk: Unterstützung bei körperlich belastenden Tätigkeiten wie Heben, Tragen oder Überkopfarbeiten. 
  • Medizin und Rehabilitation: Hilfe für Menschen mit Bewegungseinschränkungen, z. B. nach Schlaganfällen oder bei neurologischen Erkrankungen.
  • Pflege und Gesundheitswesen: Entlastung des Pflegepersonals beim Umlagern und Heben von Patienten.
  • Militär und Rettungsdienste: Steigerung der körperlichen Leistungsfähigkeit und Ausdauer in anspruchsvollen Einsatzszenarien.
  • Sport und Freizeit: Verbesserung der Leistungsfähigkeit und Prävention von Verletzungen bei Sportlern. 

Aktuelle Einsatzbeispiele

In Deutschland wird der Nutzen von Exoskeletten zunehmend erkannt. So setzt der Flughafen Nürnberg seit März 2024 Exoskelette in der Gepäckabfertigung ein. Die Mitarbeitenden tragen dabei passive Modelle, die die Rücken- und Beinmuskulatur bei Hebevorgängen entlasten – ein wirksamer Schutz gegen chronische Überlastungsschäden.
Auch in Reha-Zentren und Kliniken gewinnen robotische Exoskelette an Bedeutung. Hier dienen sie nicht nur der körperlichen Mobilisierung, sondern auch der Motivation: Die sichtbaren Fortschritte während der Therapie steigern die Eigeninitiative und fördern das Durchhaltevermögen der Patienten.

Vorteile von Exoskeletten

Der Einsatz von Exoskeletten bietet zahlreiche Vorteile:

  • Reduktion körperlicher Belastungen: Unterstützung der Muskulatur und Entlastung des Skelettsystems bei schweren oder repetitiven Tätigkeiten.
  • Prävention von Arbeitsunfällen und Erkrankungen: Verringerung des Risikos von Muskel-Skelett-Erkrankungen durch ergonomische Unterstützung. 
  • Steigerung der Produktivität: Ermöglichung längerer und effizienterer Arbeitsphasen ohne Ermüdung.
  • Erhalt der Arbeitsfähigkeit: Besonders für ältere oder körperlich eingeschränkte Mitarbeiter können Exoskelette den Verbleib im Arbeitsleben verlängern.
  • Flexibilität: Einsatz in verschiedenen Branchen und Anpassung an unterschiedliche Tätigkeiten und Körperregionen. 

Was kosten Exoskelette?

Die Kosten für Exoskelette variieren je nach Modell, Einsatzbereich und technischer Ausstattung erheblich. Einfache, passive Systeme für die industrielle Nutzung sind bereits ab etwa 3.000 bis 5.000 Euro erhältlich. Aktive Exoskelette mit Motorunterstützung, Sensorik und Softwarekomponenten können hingegen zwischen 10.000 und 40.000 Euro kosten – insbesondere im medizinischen Bereich.
Trotz der Investition rechnet sich der Einsatz oft schnell: Durch die Reduktion von krankheitsbedingten Ausfällen, eine höhere Arbeitsqualität und längere Beschäftigungsfähigkeit entstehen langfristig klare wirtschaftliche Vorteile für Unternehmen.

Wie trägt man ein Exoskelett im Arbeitsalltag?

Neben der technischen Funktionsweise spielt auch die praktische Handhabung eine entscheidende Rolle. Moderne Exoskelette sind so konzipiert, dass sie sich möglichst einfach und schnell anlegen lassen – häufig sogar allein und ohne fremde Hilfe. Je nach Modell dauert das Anlegen meist zwischen 30 Sekunden und 2 Minuten. Die Systeme bestehen in der Regel aus leichten Materialien wie Aluminium, Karbon oder hochfesten Kunststoffen und wiegen zwischen 2 und 6 Kilogramm, wobei das Gewicht so verteilt ist, dass es kaum als Belastung empfunden wird.
Viele Exoskelette – insbesondere passive Modelle, die ohne Strom auskommen – können problemlos über mehrere Stunden hinweg getragen werden. Sie sind so gestaltet, dass sie sich an die Bewegungen des Körpers anpassen und die Arbeit nicht einschränken. Auch beim Sitzen oder Gehen müssen sie meist nicht abgelegt werden. Bei aktiven, motorisierten Varianten hängt die Tragedauer von der Akkulaufzeit ab, die je nach Modell zwischen 4 und 8 Stunden betragen kann.
Insgesamt zeigt sich: Die Handhabung ist heute so nutzerfreundlich, dass Exoskelette im Arbeitsalltag effizient integriert werden können – ohne große Umstellung oder Unterbrechung der Abläufe.

Fazit

Exoskelette stellen eine vielversprechende Technologie dar, um den Herausforderungen des demografischen Wandels, des Fachkräftemangels und der steigenden Anforderungen an Ergonomie und Arbeitssicherheit zu begegnen. Durch ihre vielseitigen Einsatzmöglichkeiten und die kontinuierliche Weiterentwicklung könnten sie in Zukunft eine noch größere Rolle in verschiedenen Lebensbereichen spielen.

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